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Montag, 28. November 2011

Krieg und Ich

Es gibt Menschen die Gutes tun
und Menschen die Schlechtes tun.
Es gibt Mörder, es gibt Retter,
wir kennen Kriegslust und schauriges Schlachten,
wir kennen Mitleid und Liebe.

Im sülzigen Suff ist alles gut,
betäubt taumeln wir, angeschossen hoffen wir.
Im Schützengraben liegen wir.
Der Stahlhelm drückt an die Schläfen
und granatartig splittern die Gedanken ins Feld.
In alle Richtungen zerstreut, wird Schlechtes zu Gutem,
und das Gute, das bleibt
bleibt nur für den Augenblick.

Erst am nächsten Tag ist es dann schlechter als sonst.
So schlecht das Gewissen über die Flucht in den Graben.
Der Giftkampf im Kopf über den Sprung ins Schlachtfeld,
die Pistole an der Schläfe gleicht dem Mord,
der Marsch in den Kampf bedeutet Überleben.

Egal ob Kampf oder Flucht,
alles dreht sich ums Ich.
Krieg folgt auf Frieden
und Krieg ist immer Schrecken und Liebe,
Furcht und Mut zugleich.
Denn Krieg ist Friede für mich.

Einen Augenblick der Ruhe,
der Ruhe vor mir selbst,
vor Sinngewehren und Worthülsen,
vor zerstörerischen und halb verreckten Floskeln,
vor guten und schlechten Menschen,
vor Ich-Soldaten in Camouflage.

Es gibt Menschen die Gutes tun
und viele tun gutes.
Es gibt Menschen die Schlechtes tun
und viele tun schlechtes.

Ich töte für mich
und ich liebe für mich,
ich kämpfe und fliehe für mich
und alle tun es für sich.

Dienstag, 22. November 2011

Nix für kleine Welpen



Lange Stulpen und rasierte Beine,
Harte Jungs mit Sack an Leine.
Oh stumpfes gegröle und Bierbongmassaker,
Nutella, Nivea und Peer Mertesacker.

Die deutschen Jungs sind deutscher als alle,
Von München nach Zwickau mit Wurst und Krawalle.
Der eine Integrationsmann, der andre Schweinsteiger,
ab und zu mal nen Kopfball oder nen Tritt in die Eier.

So kicken sie bald in Zweitausendzwölfzehn,
unten im Kabinengang sitzt Lahm auf dem Töpfchen.

Die Hunde verbrannt, es schmoren die Felle,
Sport ist wieder Mord und herrlich brutzelt der Welpe.

Der Gewinner heißt Philipp und wichtig sein Fall:
Lahms großes Häufchen im Stadion,
es lebe der Fußball!

Mittwoch, 16. November 2011

Occupy Schrebergarten

Und sie demonstrieren wieder,
clevre Sprüche, fesche Lieder:
"Nehmt uns nicht die Bildung weg!"
auf Kommando angeeckt.

Bildungsstreik ist wieder da,
Kasperl tritratralala.
Kommt der Sepp mit "Bildung für alle"
gibts im Audimax Krawalle.

Aufgepasst, denkt Tante Käthe,
Machen wir ne eigne Fete.
Occupien wir doch den Garten,
wo wir uns an Möhren laben.

Und so kommt nach Castrop Rauxel,
aus Amerika, was glaubste?
Occupy den Schrebergarten,
Zizek diesmal nicht geladen.

Montag, 14. November 2011

Keine Kinder mehr


Es ist viel zu spät.
Der Zeitpunkt verpasst, der Weg ist versperrt.
Zurück hält mich nichts mehr, es geht nur noch voran.

Viele Wege führen zum Ziel,
anfangs neblig und niemals abgeschlossen.
Eintausend Wege führen zum Ziel.
Eintausend Entscheidungen bestimmen den Weg.

Die Kunst des Kindes verloren,
mit freien Augen freie Wege zu gehen,
steuern wir auf geteerten Straßen,
können nur vor, zurück, links und rechts.
Können selten dazwischen.

Den Weg fest vor Augen,
müssen wir ihn nur sehen.
Die Herrscher im Nacken,
müssen wir ihnen nur folgen.
Verletzbar und nackt stehen wir da,
wie Kinder, die ihre Kunst vermissen.

Samstag, 12. November 2011

Im Jutesack n Sixerpack

English sprechen tut schwer Not
Sonst verstehst ihn nich, den Hipster-Kot.
Selbst Schwaben angelsächseln
Wennse zum hipster mode wechseln.

Hut ist Muss, Asi-Brille sowieso
Man diskutiert auch uffm Klo
Üba Kunst, Kapital und Kokain
Und wie man sich hat anzuziehn.

Isset nich vintage, isset nich en vogue!
Obwohl mans selbst ma trug,
Damals, als man nach Berlin zuzog.
Und, Schwupps, sitzt man uffm Hipsterzug.

Sich abzuheben is alladings schwer
Die Masse zieht andauand hintaher
Deshalb, meen Jott, det is so leicht
Macht allet gleich, macht allet gleich

Und doch janz andas, individuell.
Sneakers, Leggins, Mantel aus Fell
Im Jutesack n Sixerpack.

Doch die Hippen von Heut, so is dit numa
Die gabs schon Anno-Dazumal:
Wie der Herr, sos Gescherr.

Iss eena Hipp, wollns alle sein
Du intahprätiehst da viel zuville rein.
Kunst kann jeder Spacken,
lässig uff de Leinwand kacken.

Doch wer janz intellektuell
daherpalavert und erzählt,
Von PiPaPo undTralala
dem gloobste all dit BlaBlaBla?

Für Bier, Wein, Koks und Schabernack
Wird jeder Spack zum Kunstmagnat.
Steck n Finger in Po und dreh ma dran,
Dann biste der neue Hipsta-Mann!

Dear Hipster


Die Sturmlocke weht pathetisch im Wind,
der Hodensack zerpresst in tight,
wo soll der denn hin?
Der tut mir echt leid.

Kein Entkommen für Spelunken und Hoden,
vor der Invasion der Ecken- und Kantenlosen.
Markant sind nur Brille, Schal und hohe Stimme,
„Hip, Hip Hooray“, sie heißen Anton, Paulinus und Nadine.

Die Socken über die Hose gezogen.
Kein Platz für Lässigkeit, denn die ist längst verflogen.
Alles geplant, gestylt und gut durchdacht,
stehen sie vorm Spiegel bis tief in die Nacht.

Strähne streichelnd und Nase rümpfend,
wird Manuel beäugt mit seinen Tennisstrümpfen.
Der dicke Max unterwirft sich einer Stylingkur
Und wusch wird er mit Tightpants zur Hipsterwurst.

Erst dann schwärmen sie aus um uns zu beglücken,
mit Einheitsdress, Überdruss und ihren Zahnlücken.
Plötzlich ein Blitz und ich flüchte in Not,
es riecht nach verbrannter Mode:
alle Hipster sind tot.

Freitag, 11. November 2011

Gedanken(!)gut

Und sonst so?


Fundort: Erfurt, Hauptbahnhof; Supermarkt

Mittwoch, 9. November 2011

Kein Gassenhauer und trotzdem irgendwie Scheiße

Sehen und gesehen werden.
Das, unser Spiel des Tages,
jeden Tages, jeder Stunde, jeder Minute
Niemals lässt es uns los und doch lässt es uns leben.

Sterben würden wir ohne gesehen zu werden.
Und krank werden wir, weil wir sehen.

Immer gibt es höheres, besseres, schöneres.
Eintausend Gründe um neidisch zu sein. Jeden Tag.
Und noch mehr um zu verzweifeln. Jeden Tag.

Es geht uns immer um das was sein soll.
Was wir wüssten wenn, könnten wenn, wären wenn.
Wenn wir nur was anderes wären, könnten, wüssten.

Das Hier und Jetzt erleben und sich selbst sehen,
sich lieben, das Eigene kennen und begehren.
Das ist die Kunst des Menschen,
wenn er heute zu viel gesehen hat.

Von der ganzen Scheiße da draußen.

Dienstag, 8. November 2011

Das goldene Kalb kackt einen schönen Kompromiss und/oder drei Strophen an einem politikverdrossenen Morgen müssen reichen.

Monopoly stellt uns gut.
Es gibt nur laufen und nachlaufen,
Kaufen und nachkaufen.
Mit etwas Glück können Sie der Erste im Feld der unbegrenzten Möglichkeiten sein! (So die Announce.)
Nur der Hipster geht rechtzeitig über los,
Und der Ärger ist groß, solltest du kein Startkapital besitzen.

Monochromie steht uns gut.
Volksparteien tragen einheitlich knallgrau,
Um der Politikverdrossenheit entgegenzuwirken.
Kompromisse bleichen unausweichlich.
Die NPD wirbt jetzt mit Neongeld.
"Mit Hilfe von deutschem Perlon die Eichelkronen erreichen!"

Monotonie stellt uns ruhig.
Internalisierte Regeln stellen Weichen.
Wenn das System der Gesamtschule weicht,
Wird auch die Obrigkeit ausweichen.
Banker gehen nicht mehr über Leichen
Wenn Punker keine Steine mehr schmeißen.

Das goldene Kalb kackt eine schönen Kompromiss... und der Protest bleibt selbstverständlich anonym.

Montag, 7. November 2011

Nur Freunde

Freunde, Kumpels, Bekannte – wie meine Socken ziehe ich sie an und aus. In dieser Stadt der Beliebigkeit ergeile ich mich. Ergeile mich am Wühltisch der Freundschaften. Ich überprüfe oberflächlich und schmeiße den meisten Mist sofort wieder auf und über den Haufen. Meine innere Stimme sagt mir: wähle nach Äußerlichkeiten, nach Plattheit, möglichst flach und nach Form, statt nach Inhalt und Tiefe. Wähle wie Du Produkte wähltest. Produkte von denen Du weisst dass sie sich in ihrem Inhalt gleichen und dich betrügen. Produkte die dir nur die Entscheidung lassen, welcher Form Du dich unterwerfen willst. Mehr bekommst Du nicht. Denn Besitz und Glück sind nicht von Dauer.  

Und also stehe ich immer noch am Wühltisch und sehe die anderen wühlen - wie mich. Völlig geil und mit Schaum vor den Mündern lüstern sie nach Schnäppchen. Nicht mehr nur nach dem Schnäppchen, sondern gleich nach mehreren Schnäppchen die man mal so eben beim täglichen Einkauf ergattern kann. Routiniert überprüfen sie jedes einzelne Stück auf Oberflächlichkeit, Attitude und erste Makel. Alles was dann Makel hat, menschliche Makel hat, menschlich ist, wird aussortiert. Das andere, das sich besser verkauft, äußerlich keinen Fehler hat und menschlich ist, zeigt sein wahres Gesicht erst nach einiger Zeit. Nach fünfmal Waschen ist der Schein verblasst, der Makel aufgedeckt.

Die Aussortierten hingegen, werden wie jeden Tag auf und über den Haufen geschmissen. Ab und an hat einer Glück und kann dem Freundschaftsspiel entkommen. Vielleicht steht er dann eines Tages selbst am Wühltisch und schaut in die geiernden Gesichter der anderen Jagenden. Vielleicht wird er dann verstehen, dass er nicht nur der Jäger, sondern die Beute ist.

Freitag, 4. November 2011

Gefasel am Fritag

Im dunklen Raum scheint die Sonne
eingestanzt in Wände
abgeschottet vom Rest der Welt
sieche dahin, so wie es mir gefällt

Dass ich hier und dort sein kann
wenn ich das will,
 ist der Gedanke,
der das Unterträgliche im Dunkel
mit dem was sein kann vereint

Donnerstag, 3. November 2011

Und sonst so?


Fundort: Erfurt, Anger 1; Eiscafé