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Mittwoch, 13. April 2011

Der Zwerg

Liegt der Strand unter dem Rock oder unter dem Pflaster? Über diese Frage sinnt der Zwerg nach, während über ihm der Himmel brennt. Mantras aufsagend, unter einem Regen von Lach-und Tränengas, wird er getauft. Unter einem neuen Namen, den er sich selbst auswählt, wiedergeboren. Es war ein langer und beschwerlicher Weg bis hierhin. Lange musste der Zwerg die Labyrinthe des Molochs durchstreifen, lange unter tobenden Funken den Fährten der zerzausten Wölfe folgen. Das Gerücht vom berüchtigten Lustzentrum hatte er schon frühzeitig von seinen Freunden und Feinden vernommen. Dass man es erobern und neu bepflanzen müsse, mit Knospen der Sünde, hatten sie gesagt. Er konnte es erst glauben, als er es durch seine eigenen Augen sah. Die Saxophon spielenden Guerilleros auf den Bergen des Kilimandscharos bestimmten von da an seinen Beat. Die mit Sternenstaub gefüllten Wasserpfeifen gaben ihm neue Kraft. Die Truppen waren gerüstet und scharlachroter Qualm wehte durch die verkommenen Straßen.

Gemeinsam mit seinen loyalsten Gegnern hatte er damals - in den unschuldigen Tagen bevor alles begann- bereits die Friedenspfeifen der Hohepriester abgelehnt. Der Zwerg entdeckte schnell, dass sie aus Plastik waren und voller minderwertigem Opium. Zu dumpfen, monotonen Trommeln tanzend, wurde beschlossen, die Pfeifen zu zerbrechen. Unzählige Piratensender wurden erschaffen und folgende Botschaft in Endlosschleife gesendet: „Brüder und Schwestern, im Rausche vereint, ich höre euch atmen.“ Als er einmal beim Baden in das Wasser schaute, bekam der Zwerg seine Antwort. Sein Spiegelbild sprach: „Das Rad dreht sich. Wir brauchen ihm nicht hinterher zu rennen. Das Echo der toten Momente redet Schwachsinn. Papierflugzeuge verwandeln sich in Raumschiffe, verwandeln sich in Kometen, verwandeln sich in Nelken. Aber zu deiner eigenen Vorsicht: Die Maske solltest du dennoch nicht abnehmen. Sie hilft dir, im Verborgenen zu agieren.“
Natürlich konnten die Ingenieure dieses Verhalten nicht tolerieren. Disketten voller Viren und fehlerhafte Updates sollten den Zwerg aus der Fassung bringen. Absurde Kokons und Korsetts seinem üppigem Fleische übergestülpt werden. Security-Teams und Barden wurden mit seiner Bewachung beauftragt, mussten dabei allerdings Augenklappen tragen. Zu ihrer eigenen Sicherheit, sonst könne ihnen irgendwann ein drittes Auge wachsen, warnte man sie. Auf die Gefahr hin, dass der Zwerg lieber einen schlüpfrigen Drachen reitet anstatt eines Schmetterlings, wurde er einbetoniert. „Strenge, flackernde Augen über mir. Glorreiche, kollektive Verwirrung.“ dachte der Zwerg, der keiner war. „Wir werden sehen.“
Den Schizophrenen war diese prachtvolle Situation nicht entgangen. Die Internationale der Wahnsinns kam auf Skateboards, neonbeleuchtenden Streitwagen und Kutschen angereist und verkündete den anwesenden Pressevertretern: „Im Namen des großen Pans erklären wir die Büchersammlungen der Generäle für restlos verbrannt. Wir haben sie geschrieben, wir können sie auch verbieten. Heil dir, Leben.“ „Aber hier geht es doch um den Zwerg!“ berichtigten die Pressevertreter. „Was für ein Zwerg? Dieser Klumpen Materie dort drüben, das ist doch kein Zwerg. Ein Gestaltenwandler, wenn überhaupt. Ein bisschen Baum, ein bisschen Schakal, eine Prise harte Nuss und zu einem Achtel Faultier, wenn ihr es genau wissen wollt. Die Plejaden haben gesprochen!“ Das Auge von Moria zwinkerte ihnen zu und die paralysierten Technojünger gingen langsam alle wieder nachhause.

2 Kommentare:

  1. ...wohl eher blendwerk ;) noch ein paar mehr drogen und du bist beatpoet, don durito! kann damit leider grad nix anfangen, aber danke, dass ein zwerg darin vorkommt. ich mag zwerge. die fliegen gut.

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