.

Samstag, 15. Mai 2010

Supermercado

Man schlendert so durch seinen Supermarkt. Vorbei am Obst- und Gemüsestand, wo einen die knackig frischen Waren zum Kauf einladen. Obwohl es Mai ist, gibt es Birnen, Brombeeren und fast alle weiteren Obst- und Gemüsesorten die eigentlich im Moment in Deutschland ihre Verschnaufpause haben. Doch sie sind trotzdem da. Akkurat angeordnet liegen sie in ihren Kästen und Schachteln, direkt vor meiner neugierigen Nase.


Den Niederländern und dem globalen Handel sei Dank. Denn wer möchte schon auf seine Tomaten zu jeder Jahreszeit verzichten? Unter welchen Arbeitsbedingungen diese zum Beispiel an der Costa Plastica gezüchtet werden, interessiert dabei nicht. Der günstige Preis und das ganzjährige Angebot sind das Entscheidende. Nicht zu unterschätzen ist die Aussicht auf einen Teller Tomate-Mozarella zum Abendbrot.

Ich greife nicht zu, bleibe zunächst ungesund und folge der Einkaufsroute in Richtung Wurst und Käse. Der Konsumpfad führt mich vorbei an Kartoffeln. Gekocht und geschält schwimmen sie in einem Einmachglas. Alle gleich groß und bleichgelb, gleichen sie sich wie ein Ei dem anderen. Sie ähneln den benachbarten „Gourmetkarotten“. Auch die sehen alle gleich aus. Mundgerechte Bällchen tummeln sich über- und untereinander in einer ominösen Flüssigkeit. Nur das Etikett und ihre Farbe lassen vermuten, dass es sich bei den Bällchen tatsächlich mal zum Teil um echte Karotten handelte. Doch die sind dem kultivierten Konsumenten mittlerweile wohl zu unheimlich geworden.

Man verwöhnt den wählerischen Gaumen deshalb lieber mit schwammigen Karottenbällchen. Für einen selbst sinken dadurch einerseits zunächst die Opportunitätskosten. Lästiges Waschen und Schälen bei Bedarf fallen weg. Die steigenden Umweltkosten durch den aufwendigen Produktionszyklus der „Gourmetkarotten“ auf der anderen Seite, kann Mutter Erde gut verkraften. Die ist ja schon seit mehr als 100 Jahren an wachsende Verluste gewöhnt und macht das ganze locker noch ein weiteres Jahrhundert mit. 



Die Hauptsache ist doch, dass der Verbraucher stets aus der kunterbunten Vielfalt von überproduzierten und völlig zweckentfremdeten Gütern wählen kann. Je kurzlebiger diese sind, desto besser. So hat der Konsumismus der Neuzeit ein Verbraucherverhalten abgelöst, welches sich einst an der Notwendigkeit der Waren und des Verbrauchs orientiert hat und damit möglicherweise global gerechter und ökologisch weniger destruktiv war.

Ich habe die Wurst- und Käseecke einfach mal übergangen und stehe nun an der Kasse. Auf dem Fließband, welches die Konsumgüter aus dem Hoheitsgebiet des Supermarktes in die Taschen der Verbraucher schleußt, liegt eine Tiefkühlpizza, die sogleich in meinen Rucksack wandert. Nach einem nur 15-minütigen Zwischenstopp im Backofen, geht die Reise weiter in Richtung Magen.

Die vierteilige Verpackung der Pizza, bestehend aus Karton, Folie, Backpapier und noch mal Karton (!?) landet in meiner Mülltüte für alles. Und die landet dann irgendwann nach ihrer Abholung sonst wo. Wehmütig betrachte ich die Pizzaschachtel, die mich nach weniger als einer halben Stunde auf diesem Weg schon wieder verlässt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen