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Sonntag, 23. Mai 2010

Schatzsuche

Der Rucksack ist prall gefüllt mit Köstlichkeiten. Hauptfach und sämtliche Zusatzfächer platzen aus allen Nähten. Neben ihrer Fülle haben die Lebensmittel, die ich in meinen Ranzen gestopft habe, auch nährstofftechnisch einiges zu bieten. Ich schätze die Ausbeute auf dreimal Tagesbedarf für einen jungen Mann plus einige Schmankerl aus dem Bereich Junk Food. Darunter Schokolade und besonders zuckerhaltige Joghurt- und Puddingkreationen.


Während ich meine Errungenschaften gedanklich aufzähle, muss ich schmunzeln. Es fühlt sich toll an. Fast so als hätte ich einen verborgenen Schatz gefunden. Die Tatsache, dass es sich bei meinem Schatz nicht um eine Truhe voller Goldstücke handelt, die mir unsagbaren Reichtum beschert hätte, schmälert mein Hochgefühl nur marginal. Die Lebensmittel wiederum, erfahren durch einen solchen Vergleich eine zunächst verblüffende Aufwertung, zumal sie aus den Abfallcontainern des hiesigen Supermarktes stammen.

Genauer gesagt sind sie ungerechter Weise dorthin verbannt worden. Der gnadenlose Discounter, für einige Zeit Familie und Heimat der Lebensmittel meines Rucksacks, hat sie aufgrund ästhetischer Aspekte und zum großen Teil altersbedingt aussortiert. Einfach so, ohne wenn und aber. Protest ist in dieser Sache aussichtslos. Ganz ähnlich geht es Oma Else, die zeitgemäß zu Seniorenstift auf Lebenszeit verdonnert wird.

Wer alt und schlaff und im Fall der Lebensmittel kein Blickfang mehr für die nach Ästhetik und Makellosigkeit gierenden Kunden ist, muss zwangsläufig raus. Und bei der Gelegenheit bitteschön ganz aus der Konsumöffentlichkeit verschwinden. Rein in das Containergrab. Schnell den Deckel zu und schnurstracks gerät Nahrung in Vergessenheit.

Zu allem Übel kommt dann noch ein Grabräuber wie ich und bringt die Verstoßenen um ihr Seelenheil.
Möglicherweise ist das Stören der Totenruhe aber auch eine gute Tat:
Ich befreie die Fressalien aus ihrer Misere, lasse sie nicht an Fäulnis und Pilzbefall krepieren und gebe ihrem Dasein den ursprünglichen Sinn zurück.
Sie werden mich einige Tage ernähren, sichern somit mein Überleben und müssen dabei doch eigentlich nicht lupenrein aussehen und noch zig Wochen haltbar sein?

Ein Selbstversuch lohnt sich, ist Gedankenanstoß, beantwortet die Frage und wenn man sich dabei wie ein Pirat fühlen kann, ist das doch eine tolle Sache.

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