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Freitag, 6. Januar 2012

So Gelaber

Was ist schlimmer als Schweigen? Kalter Kaffee und plärrende Kinder bestimmt. Hipsterjungen und Italien? Mit Sicherheit. Aber das Allerschlimmste sind Leute, die einfach zu viel labern. Man trifft sie überall und das ist auch kein Wunder. In der U-Bahn und auf dem Gehsteig, in Gebäuden und im Fernsehen. Da wird gelabert und gelabert – ohne Punkt und Hirn. Da war sogar mal so ein Typ und der hatte irgendeinen Namen. Allerdings war der Name nicht so geläufig. Auf jeden Fall war der Typ irgendwann tot. Allerdings nicht wegen seiner Laberei, sondern weil er einfach zu viel soff.

Andere Typen leben noch und die können einem wirklich ein Ohr ablabern. Links rein und rechts wieder raus hilft da nicht. Weil heutzutage muss man ja flexibel sein und auf alles eine Antwort haben. Immer sieht man es so oder so und letztlich glaubt jeder Hirni seine eigene Meinung zu haben. Scheißegal wie kreativ man die Realität auch auslegen mag: plötzlich hat alles seine Berechtigung. Jede noch so dumme Äußerung wird irgendwie aufgenommen und mit etwas anderem verknüpft und egal wie stumpfsinnig das Gerede auch endet, es wurde immerhin über etwas geredet. Dass es auch mal wahre Tatsachen gibt, wie zum Beispiel, dass Männer einen Penis mit sich herumtragen und Frauen ihre Vagina, so etwas offenbart sich leider viel zu selten. Meistens in Verbindung mit Alkohol.

Letztens saß ich auf einer gemütlichen Parkbank. Nach einiger Zeit kommt ein junger Mann daher und setzt sich einfach so neben mich. Um mich nicht gleich unterhalten zu müssen, verschränke ich die Arme und starre auf meine Schuhe. Ganz geile Schuhe, denke ich. Die hatte ich mir vor einer Woche gekauft und neu gekaufte Schuhe gefallen mir in den seltensten Fällen. Doch in diesem Moment gibt es nichts besseres als meine neuen Schuhe. Sie halten meine Füße warm und trocken. Sie stinken noch nicht und sehen gut aus. Was braucht man schon mehr als warme Schuhe und das ein oder andere Bier.
Der Typ lässt sich von meiner Abwesenheit nicht beirren und glotzt mich ständig an. Seine verträumten Augen schwenken von den Leuten im Park zu mir und wieder zurück. Ungefähr jede Minute einmal. Mir ist das ziemlich unangenehm und so krame ich in meinem Rucksack nach einer Banane.

Heute hasse ich Bananen. Denn als ich sie gerade geschält hab, spricht der Typ mich an. Ob ich wisse wo die Banane herkommt, will er wissen. Und wie dämlich es doch sei hier in Deutschland Bananen zu fressen. Wir Deutschen könnten unser Obst doch selber anbauen. Äpfel, zum Beispiel, die seien ziemlich beliebt und auch gesund, meint er. Damit würden wir der Umwelt helfen und auch uns selbst. Ich antworte ihm, dass ich eigentlich nur meine Banane essen will. Ob ich schon etwas von CO2-Emmissionen gehört hätte, bekomme ich zu hören. Ich schaue ihn gleichgültig an und er entgegnet mir mit einem Blick wie dem eines Raubtiers, das gerade Blut geleckt hat. Und dann sprudelt es nur so aus ihm heraus: Globalisierung, Fair Trade, Nachhaltigkeit, Pipapo. Scheiße, ich Opfer. Ich sitze doch nur auf einer Parkbank mit meiner bekackten Banane und meinen klebrigen Fingern. Klebrige Finger habe ich deshalb, weil mir meine Mutter als ich noch klein war beigebracht hat, die Banane komplett zu schälen, statt sie wie jeder normale Mensch während des Verzehrs an der Schale zu halten. Sei es drum. Was mir bleibt sind meine klebrigen Pfoten und mein nickender Kopf, der dem Typ in regelmäßigen Abständen geduldig beipflichtet.

Und so betet der Typ diesen ganzen Mist hoch und runter, bis er dann, von einem Ödem am Arsch irgendeiner Diktatur, auf Christian Wulff zu sprechen kommt. Ach du liebe Scheisse. Ich habe ihm nur zu sagen, dass der Hund woanders begraben liegt und nicht im Vorgarten irgend eines Bundesfutzis, der sich läppische 500.000 von irgendeinem Arsch leiht. Dann schiebe ich noch hinterher, dass die Welt ein großer, dicker Scheißhaufen ist. „Das ist jetzt aber zu undifferenziert“, sagt er. Wie ich dieses Gefasel hasse. Und die Typen, die ich nie nach ihrem Namen frage.

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