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Samstag, 13. November 2010

Mehr Anstoss als Antwort

Was gibt dem Menschen eigentlich den Sinn seiner Existenz und die Sicherheit seiner Selbst? Wie kann man für sich glauben, dass man nicht völlig überflüssig dahinsiecht, sondern mit Zielen und Aufgaben betreut wird, an denen man sich im Leben orientieren kann, um einem Zweck gerecht zu werden?

Gibt es diesem Zweck überhaupt? Wenn ja, wie wird er greifbar? Und falls es ihn nicht gibt: sind wir dann nicht allesamt wert- und sinnlos? Und um noch ein weiteres Fass aufzumachen: warum steckt in dem Körper, der in diesem Moment vor seinem Schreibtisch sitz und Buchstaben in den Computer hämmert, mein mir bewusstes Ich? Könnte nicht irgendein anderer Hansel 1988 mit meinem Körper das Licht der Welt erblickt haben und sich jetzt über solche Fragen den Kopf zerbrechen? Warum Ich und warum jetzt? Zu viele Fragen? Reine Beschäftigungstherapie…

Alle diese Fragen sind theologischer und in erster Linie philosophischer Natur. “Was ist der Mensch?“ ist die zentrale Frage mit der KANT den Untersuchungsgegenstand der Philosophie absteckt. Weiterführende Fragen wären solche wie „Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen?“, die nach den Grenzen der menschlichen Erkenntnis, der Ethik und dem Zustand nach dem Tod fragen. In gleicher Weise bietet die Religion einen Rahmen, in dem man sich mit diesen Fragen auseinandersetzt. Sie können den drei Bereichen Natur, Seele und Gott zugeordnet werden. Philosophie und Religion vollziehen nach ANZENBACHER nun also die gleichen Grundfunktionen und bieten dem Mensch einen Raum und durchaus auch Anleitung, nach welcher er sich mit seinem Dasein und dessen grundsätzlichen Sinn beschäftigen kann. Beide Bereiche scheinen wie dafür gemacht zu sein, uns nicht in völliger Verwirrung und raum-zeitlicher Schwebe verschwinden zu lassen, sondern unserem Leben allein schon durch die Auseinandersetzung mit den Fragestellungen einen gewissen Sinn zuzuschreiben. Dabei macht es einem die Religion weitaus einfacher als die Philosophie und führt letzten Endes zu einer gewissen gedanklichen Versiegelung, die den beliebten Doktor Faustus höchstwahrscheinlich in blinde Raserei versetzen würde. Sie versteht es für sich wahre Antworten auf die elementaren Fragen zu geben und dem Menschen somit Befriedigung und Sicherheit zu suggerieren. Genau das unterscheidet auch die Theologie als Wissenschaft von der Philosophie: die Theologie hat nach ANZENBACHER einen transzendenten Sinn-Grund, also Gott oder das „Heilige“, welche als existenzielle Referenzpunkte als absolut und unantastbar, als Quelle der Sinngebung schlechthin, gesehen werden. Die Philosophie hingegen, hat als letzte Instanz die menschliche Vernunft. Diese ist grundsätzlich und das „Werkzeug“ zur Ergründung der Fragen nach dem Menschsein. Die Antwort bleibt aus, der Weg ist das Ziel, denn das Forschungsfeld ist eben das Transzendente, das Unfassbare welches nicht empirisch festgenagelt werden kann und sich dem uns sinnlich Erfahrbaren entzieht.

Religion ist also die Pussy der Sinngebung. Die Schnecke die sich in ihr Häuschen zurückzieht um in ihrem Kosmos viele interessante Dinge auszublenden und sich davor sträubt bis zum Äußersten zu gehen, um am Ende des Weges vielleicht enttäuscht zu werden. Nichts gegen Schnecken auf dem Teller. In Knoblauchsoße hab ich die zum Fressen gern.

Quellen: Anzenbacher, Einführung in die Philosophie, Freiburg 2002.

2 Kommentare:

  1. Gefällt mir, schön geschrieben! Aber sei vorsichtig mit Behauptungen wie: "Die Philosophie hingegen, hat als letzte Instanz die menschliche Vernunft." Es gibt durchaus Philosophen, die dir da vehement widersprechen würden. Des Weiteren gibt es auch Positionen in der Philosophie, die letztendlich (glauben) grundlegende Fragen (zu) beantworten, oder aber aufzeigen, dass dies andere "Wissenschaften" ebensowenig können wie sie selbst.

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  2. Ja! Deshalb führe ich ja Anzenbachers Darstellung als Quelle an. Ich hätte es vielleicht besser als "seine Meinung" markieren sollen, da hast du Recht.

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