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Mittwoch, 28. Dezember 2011

Wursttoast

Ich bin neu eingezogen und da liegt diese Wurst im Kühlschrank. Wurst an sich ist schon mal nicht schlecht. Eine Woche lang auf Wurst verzichten oder eine Woche lang nicht Scheißen? Ich weiss ziemlich sicher, dass ich beides nicht könnte. Jedenfalls liegt da diese verfickte Wurst. Wenn ich den Kühlschrank aufmache, lacht sie mich an. Wenn ich die Tür schließe und sie wieder aufmache, liegt die Wurst immer noch da. Dann mache ich die Tür zu, will gerade raus gehen und denke plötzlich an Jörn. Der Typ ist mein neuer Mitbewohner. Und dem gehört die Wurst aus dem Kühlschrank.

Wie sie da unverschämt rumliegt, im obersten Fach; direkt hinter Lisas Toastbrot. Lisa ist meine Mitbewohnerin. Lisa legt ihr Toastbrot in den Kühlschrank.
Lisa macht Yoga und hasst Würste. Ziemlich bescheuert, denke ich. Und dann denke ich: warum nicht? Ich ziehe die Kühlschranktür auf und greife nach der Wurst. Ich öffne das Toastbrot und benutze Lisas Toaster. Beim Anschneiden der frischen Wurst zögere ich kurz und scheiße dann drauf: ich schneide mir einen großen Batzen zurecht. Weil es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass sich Lisa ebenfalls ein fettes Stück von Jörns Wurst reindrückt, vergewaltige ich das Vegetarier-Toast mit Jörns totem Tier. Schmeckt ganz okay; ist halt ne Wurst auf Toast.

Danach schneide ich mir ein zweites Stück ab und lege mich pennen, nachdem ich mir das Stück von der Wurst reingedrückt hab. Darauf geschissen was irgendwer sagen könnte wegen der Fleischwurst. Jörn frisst eh zu viel Wurst und Lisa scheißt aus Überzeugung drauf. So wie ich.

Am nächsten Morgen stehe ich dann auf. Kurz nach dem Aufstehen denke ich nie über Würste nach, weil ich früh morgens eigentlich keinen Hunger hab. Der erste Gedanke treibt mich dann ins Bad, wo ich mir mit meiner Zahnbürste die Mundfäule wegschrubbe. Weil es irgendwie komisch schmeckt und Jörn schon aus dem Haus ist, denke ich als nächstes an die Wurst. Jetzt ne schöne Kippe mit Wurst und damit vor den Fernseher. Fernsehen und Wurst – auch nicht schlecht.

Lisa schläft mal wieder mit Manuel. Lisa hat also ihren Fickkumpel da. Und ich hab die Wurst. Deshalb mache ich erst mal die Glotze an. Frühstücksfernsehen, aha. Da hält mich nix und schon stehe ich vor dem Kühlschrank. All die lächerlichen Bildchen und Aufkleber auf dem Kühlschrank haben mir gar nichts zu sagen. „Vegan is sexy!“ steht da. Lisa hat vor kurzem das Bad geputzt und Jörn die Küche. Sowas steht auch da. Lisa, haha, diese bekloppte Wurstfaschistin. Und bei Jörn denk ich eh nur an Wurst oder muss
gähnen.

Zum Glück kann so ein Kühlschrank über den Inhalt hinwegtäuschen und so liegt die Wurst als ich hineingucke an ihrem rechtmäßigen Platz: ganz oben und recht frisch. Als ich gähne, denke ich sofort an Jörn, der mir wegen seiner blöden Wurst auf den Sack gehen könnte: „Das is meine Wurst. Du hättest ja wenigstens mal fragen können!“
Scheiß auf dich Jörn, das dunkle Stück am Anschnitt magst du doch eh nicht. Also schneide ich mir ein großzügiges Stück ab und scheiß drauf was Jörn sagt.

Ich weiß noch, dass das eine Weile so weiterging. Jörn hat dann irgendwann drauf geschissen und ne neue Wurst gekauft.

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